Eibisch und Malven – so bekannt und doch so wenig beachtet

Die Familie der Eibische und Malven umfasst etwas mehr als 1.000 Arten, die alle die für diese Pflanzen typischen und wertvollen Schleimstoffe enthalten. Diese Substanzen sind heilend, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sie richtig angewandt werden.

Obwohl die Pflanze schon seit mindestens 5000 Jahren in der Medizin angewandt wird, ihr Anbau im Mittelalter sogar von Karl dem Großen angeordnet wurde und es sich um eine der seltenen Pflanzen handelt, die gleichzeitig wirksam und sehr sicher in der Anwendung sind, ist das Wissen über diese Pflanzenfamilie heute so gering, dass die Menschen nichts mit ihr anfangen können. Vielleicht sind diese Pflanzen nicht „modern“, weil sie buchstäblich direkt vor unserer Nase wachsen und einige Arten sogar als Unkraut ausgerissen werden?

Was sind Eibische und Malven?

Der bedeutendste Vertreter der großen Familie der Malvengewächse ist der Echte Eibisch, eine mehrjährige Pflanze, die je nach Standort 60 bis 200 cm hoch wird. Der Eibisch liebt vor allem Gebiete mit Böden, die viel Wasser enthalten. Er ist bekannt für seinen aufrechten Wuchs, die großen haarigen Blätter, den silbrigen Glanz und die kleinen Blüten, die aus den Achseln der Laubblätter wachsen. Der oberirdische Teil der Pflanze ist eher bescheiden, denn die starke, fleischige Wurzel, die den größten medizinischen Schatz in sich birgt, ist den Augen verborgen.

Der Echte Eibisch ist eine kostbare Quelle heilender Schleimstoffe.

Malven gedeihen an eher trockenen Standorten und sind vor allem an den typischen Blüten zu erkennen. Weil die Wurzeln dieser Pflanzen nicht sehr fleischig sind, werden sie gewöhnlich nicht gesammelt (obwohl sie eine heilende Wirkung haben), stattdessen werden eher die Blüten und Blätter verwendet.

Was steckt im Eibisch?

  • Die Wurzeln des Echten Eibisch enthalten bis zu 35 % Glucosan-Schleimstoffe, 35 % Stärke, 11 % Pektin sowie Phosphor, Zink, Eisen, Lecithin, Polyphenole, Quercetin, Kampfer, Vitamine der B-Gruppe und Carotinoide.
  • In den Blättern und Blüten befinden sich weniger Schleimstoffe, dafür aber einige andere nützliche Stoffe, wie etwa Gerbstoffe und Malvidin.
  • In den Blüten stecken viele Antioxidantien. Studien haben bestätigt, dass die Antioxidantienkonzentration zunimmt, je dunkler die Blütenfarbe ist.

Wenn Sie schon einmal die Blüten von Malvengewächsen berührt haben, ist Ihnen wahrscheinlich aufgefallen, wie seidig und zart sie sind, selbst wenn die Pflanze in der sengenden Sonne wächst. Für die Speicherung von Feuchtigkeit im Gewebe sorgen nämlich die heilenden Schleimstoffe. Aus diesem Grund werden Blüten und Blätter der Malvengewächse häufig als Inhaltsstoffe in Naturkosmetik eingesetzt, denn sie helfen dabei, das Austrocknen der Haut zu verhindern und Ekzeme und allgemeine Beschwerden bei überempfindlicher Haut sowie Juckreiz und Wunden zu lindern.

Die Blüten aller Malvengewächse können verwendet werden, unabhängig davon, ob es sich um Echten Eibisch, Wilde Malven, Mauretanische Malven oder Stockrosen handelt.

Die Wirkung von Eibisch und Malven

Der wichtigste Wirkstoff aller Malvengewächse ist ihr Schleim, der unsere Schleimhäute wie ein zarter Schutzmantel umhüllt und auf natürliche Weise entzündungshemmend wirkt. Durch das doppelte Abschirmen der Schleimhäute wird das Eindringen pathogener Organismen verhindert und gleichzeitig die Heilung und Regeneration schon vorhandener Schäden an den Schleimhäuten beschleunigt. Dieser Abwehrmechanismus ist so einfach wie effektiv: Er wirkt bei allen respiratorischen Viren und zahlreichen Bakterien, so einfallsreich sie auch sein mögen.

Im Laufe der Geschichte haben sich die Schleimstoffe der Malvengewächse als hervorragendes Mittel zur schnellen Behandlung der Schleimhäute in den Atemwegen sowie den Verdauungs-, Ausscheidungs- und Fortpflanzungsorganen erwiesen. Auf der Haut angewandt, stoppen sie schnell Entzündungen und beschleunigen die Heilung.

Die heilkräftigsten Präparate aus Eibisch

Da die wichtigsten Wirkstoffe im Schleim wasserlöslich sind, eignet sich ein wässriger oder wässrig-alkoholischer Auszug (z. B. Einlegen in Wein) am besten.

Wie auch bei anderen Pflanzen ist die Zusammensetzung von Eibisch nicht immer gleich. Die Schätze in den Wurzeln sind am größten, wenn sich die Pflanze ihren Wintervorrat anlegt und die Wurzeln mit allem anfüllt, was sie in der Wachstumsphase verarbeitet hat. Im Spätherbst enthalten die Wurzeln des Echten Eibischs bis zu 35 % Schleimstoffe. Bei Malven aus Massenanbau haben Forscher festgestellt, dass die Wurzeln etwa 10–20 % Schleimstoffe enthalten. Beides stimmt.

An einem natürlichen Standort, also dort, wo die Wurzeln der Pflanze im Wasser stehen, oder aber an einem Zusammenfluss von Süß- und Salzwasser, muss der Eibisch viele Schleimstoffe bilden, um seine Wurzeln davor zu schützen, dass die Nährstoffe vom Wasser gelöst und weggeschwemmt werden. Diese robuste Pflanze gedeiht zwar auch im Garten, jedoch ist sie dort deutlich weniger gezwungen, Schleimstoffe zum Schutz ihrer Wurzeln zu bilden. (Sie bildet die Schleimstoffe in diesem Fall eher aus Gewohnheit als aus Not!) Das Gleiche passiert natürlich auch beim Anbau von Eibisch auf Plantagen.

Um das Beste des Eibischs zu bekommen, muss er unbedingt zur richtigen Zeit geerntet werden. Dazu sollte man wissen, wann die Wirkstoffkonzentration im Pflanzenteil, der gesammelt werden soll, am höchsten ist. In der Natur erreichen die Wurzeln in der zweiten Saison einen Umfang, der die reichste Ausbeute verspricht. Dort, wo die Pflanzen für den kommerziellen Einsatz angebaut und im Vorfrühling mit Setzlingen gepflanzt werden, gräbt man die Wurzeln schon am Ende der ersten vegetativen Saison aus. Ältere Wurzeln sind hingegen schon verholzt und enthalten weniger Wirkstoffe. Das ist auch logisch: Wenn die Pflanze verholzte Wurzeln hat, ist die Gefahr deutlich kleiner und sie benötigt viel weniger schützende Schleimstoffe. Das bedeutet, dass auch die mehrjährigen Pflanzen im heimischen Garten alle zwei Jahre ausgegraben werden müssen. Im Sommer ist das Ausgraben der Wurzeln nicht sinnvoll. Zu dieser Jahreszeit werden die Blätter und Blüten von Echtem Eibisch, Weg-Malve und Wilder Malve verwendet, die (je nach Vegetationsphase) etwa 5–10 % Schleimstoffe enthalten.

Alle Teile der Pflanzen können in frischer Form verwendet werden. Getrocknet verwendet man sie außerhalb der Saison, wenn kein frisches Pflanzenmaterial verfügbar ist.

Anwendung

Unabhängig von den Informationen, die Sie vielleicht in anderen Quellen lesen, sollten Sie sich merken, dass die Schleimstoffe von Eibisch, Malven und ihren Verwandten sehr wärmeempfindlich sind und die Pflanzen deshalb nicht gekocht oder mit kochendem Wasser übergossen werden dürfen.

Je nach verwendetem Pflanzenteil überstehen die Schleimstoffe eine Temperatur von maximal 40–60 °C.

In einigen wissenschaftlichen Studien wurde festgestellt, dass beim Erwärmen von 12 mm großen Wurzelstücken über 12 Stunden auf 60 °C die maximale Menge an Schleimstoffen gelöst wird. Bei dieser Temperatur soll auch das größte antioxidative Potenzial der Pflanze erhalten bleiben. Leider erfahren wir aus dieser Studie nicht, welche Komponenten der Schleimstoffe gewonnen und welche durch die Wärme eventuell zerstört wurden. Die Schleimstoffe des Eibischs bestehen nämlich aus sauren Galacturonorhamnanen, neutralen Glucanen und neutralen Arabinogalactanen. Da der Behandlungserfolg nicht mit der eingenommenen Menge, sondern mit der Wirksamkeit der Inhaltsstoffe ansteigt, ist es sicherer, die heilenden Schleimstoffe bei Temperaturen unter 40 °C zuzubereiten. Eine noch bessere Extraktion kann erreicht werden, indem die Pflanzenteile möglichst gut zerkleinert werden und der Auszug mehrmals umgerührt wird.

Ein Teil der Missverständnisse um die richtige Anwendung von Eibisch und Malven stammt schon aus dem Mittelalter, als die meisten Krankheiten durch einen Überschuss an Kälte und Feuchtigkeit im Körper ausgelöst wurden. Da auch Giftstoffe den Stoffwechsel verlangsamen und das Gewebe kühlen, kam man zu der Überzeugung, dass die Pflanzenteile, die den Körper wärmen, trocknen und den Stoffwechsel anregen, die besten und heilsamsten sind. Aus diesem Verständnis entstand die Bereitschaft, wärmende Gewürze aus dem Orient (Zimt, Ingwer, Nelken, Pfeffer usw.) mit Gold aufzuwiegen. Sogar Hildegard von Bingen irrte sich, als sie schrieb, dass Malven giftig seien, weil sie Schleimstoffe enthalten, weshalb sie nur gekocht zu verzehren seien.

Wahrscheinlich gehen auf diese Zeit auch viele Rezepte zurück, nach denen die Pflanze in Wasser oder Wein gekocht wird. Noch heute wird diese Anleitung in vielen Büchern wiederholt. Das Kochen in Wein war typisch für die damalige Zeit, was allerdings in einem historischen Kontext verstanden werden muss. Wein war aus mikrobiologischer Sicht viel sicherer als das damals oft verunreinigte Wasser. Beim Eibisch hatte dieses Rezept einen weiteren Zweck: das übermäßige Freisetzen von Stärke zu vermeiden. Köche wissen, dass Säure das Übergaren von Kartoffeln verhindert. Aus diesem Grund geben sie häufig Weißwein zu Speisen, um ein zu starkes Zerkochen auszuschließen. In Wein gekochter Eibisch ist also weniger klebrig und mehlig und daher leichter zu schlucken. Leider ist aber in diesem Fall das, was schleimig erscheinen mag, eine Mischung aus Stärke und Pektin, jedoch kein heilender Schleim.

Wenn Sie Rezepte mit verschiedenen Heilkräutern verwenden, die auch Eibisch oder Malven enthalten, deren andere Zutaten aber eine Zubereitung als Aufguss erfordern, sollten Sie zwei getrennte Auszüge herstellen. Wurzeln, Blätter und Blüten des Eibischs in kaltem bis lauwarmem Wasser ansetzen, die anderen Pflanzen je nach Art zubereiten. Erst zum Schluss, wenn z. B. ein Tee, der mit heißem Wasser aufgegossen wurde, schon auf Trinktemperatur abgekühlt ist, noch den Kaltauszug aus Eibisch oder Malven hinzufügen.

Rezepte

Was auch immer Sie mit Eibisch vorhaben, er sollte zunächst für einige Stunden oder über Nacht in kaltes (oder lauwarmes) Wasser gegeben werden. Erst wenn das Wasser abgegossen wird, kann es auf maximal 40 °C erwärmt werden, damit es angenehm zu trinken ist.

Nasentropfen

Drei Esslöffel Eibisch in 200–300 ml Wasser geben und über Nacht stehen lassen, damit die Wirkstoffe gelöst werden. Mit einer Pipette oder einer kleinen Sprühflasche auf die Nasenschleimhaut auftragen. Sie können auch noch einige Tropfen Salzlösung hinzufügen.

Einlauf

Ein Eibisch-Einlauf ist ein außerordentlich wirksames natürliches Mittel bei Entzündungen und einer gereizten oder sogar verletzten Dickdarmschleimhaut. Er hilft außerdem bei einer schnellen Entschlackung.

Den Eibisch auf die gleiche Weise wie zum Einnehmen zubereiten, auf Körpertemperatur erwärmen und mit Hilfe eines Einlaufsets (Klysopumpe) zur Darmspülung verwenden.

 

Mehr Informationen zu Eibsch und Malven sowie vielen weiteren Pflanzen, die bei Erkältungskrankheiten helfen, finden Sie im Buch „Heilkräuter und Gewürze gegen Viren„.

 

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