Echt scharf – echt gesund!?

Geschmack ist viel mehr als nur Vergnügen für den Gaumen. Man kann damit gezielt einzelne Organe anregen und eine heilende Wirkung erzielen – allerdings kommt es auf die richtige Dosierung an.

Der scharfe Geschmack hat einen unmittelbaren Einfluss auf Lunge und Dickdarm, wirkt schleimlösend und macht munter. Um das zu wissen, müssen Sie kein Experte für traditionelle chinesische Medizin sein. Wissen Sie, wie Ihr Körper reagiert, wenn Sie in eine sehr scharfe Peperoni beißen? Oder welche Reaktionen die Schärfe von Meerrettich auslöst? Ein Hitzegefühl, Röte im Gesicht, Tränen in den Augen, Schweißausbrüche, eine Tropfnase … oder sogar das dringende Bedürfnis auf die Toilette zu müssen. All das sind häufige Begleiter von scharfem Geschmack. Es scheint, als ob jemand in unserem Körper eine Bombe gezündet hat – alles bewegt sich, brennt und wird heiß.

Und genau diese Eigenschaften, die in scharfen Pflanzen verborgen sind, machen pikante Gewürze zu einem ausgezeichneten Stärkungs- und Beschleunigungsmittel für unseren Körper.

Wer hat die schärferen?

In letzter Zeit sind Chilis sehr beliebt. Männer diskutieren immer wieder, wer die stärksten Chilischoten mit dem höchsten Scoville-Wert (Scoville = Schärfeeinheit für Chilis) im eigenen Garten anbaut. Dass Männer anstatt über Pferdestärken lieber über Chilis reden und sie darüber hinaus auch noch selbst anbauen, ist ein ermutigender Schritt in Richtung (oder zurück zur) Natur. Aber zur Erkenntnis, dass das Wesentliche nicht in der Kraft steckt, ist es für die meisten noch ein weiter Weg.

Wichtiger als Frage, wer die schärfsten Chilis anbauen oder essen kann, ist es zu verstehen, wie sich pikante Gewürze auf den Körper auswirken und wo die Grenze zwischen kluger Anwendung und Missbrauch liegt.

Es gibt viele scharfe Gewürze. Zu den schärfsten zählen die bereits erwähnten Chilis, gefolgt von Wasabi und Meerrettich. Etwas weniger scharf sind verschiedene Pfeffersorten, Ingwer und Knoblauch. Über eine eher milde Schärfe verfügen Bohnenkraut, roher Estragon (versuchen Sie ihn mal!), einige Arten von Oregano, Piment, Koriander usw.

Wie wirken scharfe Gewürze?

Alle scharfen Gewürze (mit Ausnahme von Ingwer) trocknen und wärmen den Körper. Deshalb sind sie sehr nützlich in der nebligen, feuchten und kalten Winterzeit, die das Gleichgewicht im Körper angreift. Schärfe reduziert eine Verschleimung, fördert die Durchblutung und stärkt die Schleimhäute (im richtigen Maß).

Außerdem hat jede pikante Gewürzpflanze ihre Besonderheiten, je nachdem, womit sie ihre Wirkung erzielt.

Die Substanz, die dem Chili seine Schärfe verleiht, ist Capsaicin. Chilis sind darüber hinaus reich an Kupfer, Mangan, Zink, Vitamin C und E sowie Provitamin A. Sie enthalten auch Substanzen, die in Aspirin zu finden sind (Salicyl- und Acetylsalicylsäure), deshalb wirken sie entzündungshemmend und blutverdünnend. Sie gehören zu den natürlichen Antibiotika und Antiseptika. Chili hat eine aggressive rajas-Natur, macht aktiv und bringt den Körper auf Trab.

Bei Chili ist es sehr schwer, eine eindeutige Grenze zwischen „genug“ und „zu viel“ zu ziehen. In Studien wurde festgestellt, dass Chili in kleinen Mengen den Stoffwechsel anregt und sogar Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre heilt, der Effekt bei einer Überdosierung jedoch genau umgekehrt ist: Das Verdauungssystem nimmt Schaden und die Aufnahme von Nährstoffen ins Blut wird gehemmt. Sie fragen sich: Und welche Menge ist nun gerade richtig? Im Buch „Eine Prise Gesundheit“ finden Sie eine Reihe von Studien, die versucht haben, diese Frage zu beantworten. Das hängt natürlich unter anderem von vorhandenen Beschwerden (z. B. Hämorrhoiden) und Ihrer persönlichen Schärfeverträglichkeit ab. Wissenschaftlern zufolge liegt die sichere Grenze bei durchschnittlich starkem Chili bei einer Tagesdosis von 2,5 bis 3 mg.

Meerrettich macht munter und wärmt mit Hilfe von Senfölen, die Tränen verursachen. Er ist eine äußerst gesunde Gewürzpflanze, denn er enthält viel Kalium, Magnesium, Kalzium, Phosphor, Eisen sowie die Vitamine B1, B6 und B2. Im Meerrettich steckt mehr Vitamin C als in Zitronen und Orangen. Im Körper wirkt er als allgemeiner Beschleuniger: Er stärkt das Immunsystem und wirkt gegen viele Bakterien, sogar gegen antibiotikaresistente! (Mehr über die einzigartigen Heilkräfte des Meerrettichs finden Sie im Buch „Eine Prise Weisheit“.)

Zu den drei bekanntesten und am häufigsten verwendeten pikanten Gewürzen gehört auch Pfeffer. Seine Schärfe ist auf die Wirkung von Piperin zurückzuführen, und das Aroma ist in seinem ätherischen Öl verborgen, weshalb der Duft von vorgemahlenem, abgestandenem Pfeffer mit nicht mit dem Luxus von frisch gemahlenem Pfeffer vergleichbar ist. Schwarzer, weißer, grüner und roter Pfeffer unterscheiden sich geschmacklich nur deshalb, weil die gleiche Pflanze in verschiedenen Reifephasen geerntet und auf verschiedene Weisen getrocknet wird. Mit Hilfe von Pfeffer wird deftiges Essen leichter verdaut, die Schleimbildung reduziert und ein langsamer Stoffwechsel angekurbelt. Indische Wissenschaftler haben sogar bewiesen, dass das Piperin im Pfeffer eine antidepressive Wirkung hat. Natürlich gilt das nur für Pfeffer aus biologischem Anbau, denn konventioneller Pfeffer gilt als eines der am stärksten mit Pestizidrückständen belasteten Lebensmittel.

Zuviel des Guten

Doch wer es mit der Schärfe übertreibt, kann das Gute schnell zum Problem machen. Chilis fördern die Endorphin-Ausschüttung, die das Schmerzgefühl reduziert und sogar Euphorie verursacht. Ein Problem entsteht, weil mit der Zeit für die gleiche Wirkung immer mehr des scharfen Geschmacks notwendig ist, was zu einer übermäßigen Austrocknung der Schleimhäute, oftmals sogar zur Bildung von Geschwüren und Schleimhautentzündungen führt.

»Der Arzt hat mir scharfes Essen verboten. Was nun?«

Die meisten Patienten denken, dass sie in einem solchen Fall nur noch gekochtes oder blanchiertes Gemüse ohne echten Geschmack zu sich nehmen dürfen. Wenn Sie Probleme mit der Speiseröhrenschleimhaut haben, darf eine solche innere Entzündung natürlich nicht durch die Aufnahme von übertrieben scharfen Gewürzen und Salz weiter geschürt werden. Einige Gewürzpflanzen wirken jedoch wohltuend, obwohl sie etwas pikant schmecken.

Auf der Liste der Gewürze, die Sie sogar bei Magen- oder Darmgeschwüren zu sich nehmen dürfen, stehen Kurkuma, Galgant, Majoran, Oregano, Thymian und Koriander. Letzterer ist sogar eine der wichtigsten Pflanzen, die bei Morbus Crohn und anderen chronischen Entzündungen im Verdauungssystem angewandt werden.

Kurkuma wirkt bei Schleimhautentzündungen wie ein inneres Desinfektionsmittel, ein Pflaster auf der Wunde und sogar ein Wächter, der verhindert, dass beschädigte Zellen in etwas Gefährlicheres mutieren könnten. Daher sind alle Curry-Mischungen mit viel Kurkuma eine ausgezeichnete Unterstützung für die Verdauungsorgane.

 

Mehr zu diesem Thema finden Sie im Buch „Eine Prise Gesundheit“ und „Eine Prise Weisheit„.

Kommentare

  1. Liebe Gisela,
    wir freuen uns sehr, dass Ihnen unsere Bücher gefallen.
    Vielen Dank für Ihren Vorschlag eines bücherübergreifenden Stichwortverzeichnisses.
    Wir werden diesen Vorschlag gerne genauer überdenken.
    Herzliche Grüße

  2. Ich liebe Ihre Bücher und habe alle – d.h. ich blättere mich durch Ihre interessanten Bände.
    Oft suche ich lange nach einem bestimmten Eintrag, manchmal OHNE Erfolg!
    Es wäre wunderbar, wenn Sie ein Inhaltsverzeichnis einfügen würden, auch mit Hinweisen wo, bzw. welche Seite in einem bestimmten Band darüber geschrieben ist. Ich habe Ihre Bücher mit vielen Klebezetteln versehen, doch das ist nur eine unzureichende Hilfe.
    Bitte macht Euch Gedanken, wie Ihr „Nachschlage freundlicher werden könntet.
    Sonst weiter viel Glück und gutes Gelingen und
    bleibt gesund,
    Ihre treue Leserin, Gisela Brückner

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